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WIR SIND DANN MAL WEG!
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Die Geschichte unseres Urlaubs

Die Deutschen lieben es, auf Reisen zu gehen – von Sylt bis Sydney sind sie unterwegs. Aber woran liegt das? Woher rührt unsere Sehnsucht nach der Ferne? Wie hat das Reisen die Deutschen verändert? Jörg Müllner erzählt mit privat gedrehten Filmen die Geschichte unseres Urlaubs.

Endlich Urlaub! Zeit für das Beste im Leben – Familie, Freunde und Reisen. Schon im 19. Jahrhundert wird Urlaub zum Wirtschaftsfaktor. 1841 schickt der britische Reiseunternehmer Thomas Cook 570 Engländer erstmals per Pauschalreise im Zug von Leicester nach Loughborough. Deutsche Reisepioniere wie Carl Stangen eifern Cook nach und machen aus dem Tourismus ein großes Geschäft. Als zu Beginn des 20. Jahrhunderts immer mehr Deutsche in den Genuss von Urlaub kommen, wird das Verreisen zur festen Größe im Jahresablauf. Wussten Sie, dass der Begriff „Urlaub“ auf das mittelhochdeutsche Wort „urloup“ zurück geht? Es bezeichnet die Erlaubnis durch einen Höherstehenden, sich entfernen zu dürfen./

In der Nazizeit bietet die Organisation „Kraft durch Freude“ (KdF) Gruppenferien für alle sozialen Schichten an. 1933 bis 1939 werden 43 Millionen Reisen verkauft – von Tagesausflügen bis Kreuzfahrten. Nach dem Krieg reisen die Deutschen zunächst mit Vorliebe zu nahe gelegenen Zielen, in den Schwarzwald und nach Österreich. Im Wirtschaftswunder geht es in den Ferien mit dem Auto nach Italien. In den Badeorten an der Adria schießen Hotels wie Pilze aus dem Boden. Die Deutschen kommen und verwandeln Italiens Strände in den „Teutonengrill“. Als es zu voll wird, entdecken die Nordländer das sonnige Spanien unter Franco und machen Ferien in der Diktatur. Seit dem Bundesurlaubsgesetz 1963 haben Arbeitnehmer Anspruch auf mindestens 24 bezahlte Urlaubstage im Jahr. Der Wohlstand wächst und erlaubt den Bundesbürgern immer ferner entlegene Ziele zu erkunden. Auch in der DDR wird gereist, statistisch gesehen sogar mehr als im Westen Deutschlands. Ein Netz von subventionierten Ferienheimen der Gewerkschaft sorgt für genügend freie Plätze, bevorzugt an der Ostsee. Doch das ist den DDR-Bürgern auf Dauer zu wenig. Der Ruf nach „Reisefreiheit“ befeuert die Revolution. 1989 fällt die Mauer und offene Grenzen machen es möglich, an jedes Traumziel zu reisen, wenn es denn die Urlaubskasse erlaubt.

Image
10.06.2018 | 44 min.
Ausstrahlung
10. Juni 2018, ZDF
Ein Film von
Jörg Müllner
Kamera
Axel Schneppat
Schnitt
Nicolas Omonsky
Animation
Bernhard Schulder
Sprecher
Nick Benjamin
Produktion History Media
Isa Rekkab
Redaktion ZDF
Friedrich Scherer
Leitung ZDF
Michael Renz, Stefan Brauburger